




Ein Beitrag von Kerstin Mucke, Referentin im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Referat „Wissenschaftliche Karrierewege und Weiterbildung“, 28.10.2020
Wenn etwas zu Ende geht, dann blickt man zurück. Der Rückblick auf neun Jahre Bund-Länder-Wettbewerb „Aufstieg durch Bildung: offene Hochschulen“ (OH), der drei Ministerinnen und drei Referatsleiterinnen erlebt hat, fällt unter Berücksichtigung der Tatsache, dass alle OH-Akteure mehr oder weniger Neuland betreten haben, insgesamt äußerst positiv aus.
Der Bund-Länder-Wettbewerb hat ohne Zweifel einen wesentlichen Beitrag für die Wahrnehmung, Leistungsfähigkeit und Bedeutung der wissenschaftlichen Weiterbildung (wWB) in Deutschland geleistet, dabei eine Vielzahl von Stolpersteinen aus dem Weg geräumt und diese als Bausteine für die weitere Öffnung der Hochschulen genutzt. Aus unserer Sicht vor allem die Folgenden:
Trotz der vielfältigen und beeindruckenden Ergebnisse und Erkenntnisse bleiben auch Herausforderungen bestehen, die im Kontext des OH-Wettbewerbs zum Teil bereits angegangen wurden, aber immer wieder auf dem Prüfstand stehen. So werden die entwickelten Strukturen und Netzwerkaktivitäten gepflegt und weiterentwickelt sowie die Studien-, Beratungs- und Betreuungsangebote immer wieder an sich ändernde Bedarfe angepasst werden müssen. Dafür genügend Personalkapazitäten zur Verfügung gestellt zu bekommen, wäre unter Nutzung von Synergien mit der grundständigen Lehre eine wichtige Voraussetzung. Ebenso erscheint eine geregelte und strukturierte Finanzierungs- und Vergütungsstrategie der jeweiligen Hochschule im Bereich der wissenschaftlichen Weiterbildung tragend. Hier sind verlässliche Lösungen für die Vorfinanzierung von Planungs- und Entwicklungsaktivitäten ebenso eingeschlossen wie eine angemessene Gebühren- bzw. Entgelterhebung. Nicht zuletzt wären die Anrechnung auf das Lehrdeputat und eine maßvolle Vergütung der Lehrenden motivierende Elemente für das Engagement in der wWB. Auch das haben die OH-Projekte und die Forschungsaktivitäten der wissenschaftlichen Begleitung sichtbar gemacht.
In jedem Fall sind auch die durch Bund und Länder getragenen Empfehlungen des Wissenschaftsrats (WR) zur hochschulischen Weiterbildung[2] ein weiterer Baustein für fortschreitendes Gelingen. Die hier aufgegriffenen Lösungsansätze können in ihrer Gesamtheit schrittweise dazu führen, dass Hochschulen zu einem Ort werden, an dem für alle Phasen einer Bildungsbiographie (Studien-)Angebote für unterschiedliche Zielgruppen zur Verfügung stehen. Das bedeutet in der Konsequenz, grundständige Lehre sowie Lehre in der Weiterbildung grundsätzlich zusammen zu denken.
Für die weitere Öffnung der Hochschulen gilt es uns unserer Sicht folgende Veränderungen weiterhin anzustoßen:
Der OH-Wettbewerb hat die fachliche und politische Diskussion in Deutschland im Bereich der wWB deutlich belebt und geprägt. Nun gilt es, die Ergebnisse nachhaltig zu sichern sowie entstandene, gut funktionierende Kooperationen zu erhalten und weiterzuentwickeln. Aus Systemsicht sind wir zuversichtlich, dass die positiven Ergebnisse des Wettbewerbs für die wWB und damit gleichzeitig auch für die fortschreitende Öffnung der Hochschulen weiter dynamisch wirken werden. Denn: Der OH-Wettbewerb hat viele Multiplikator*innen hervorgebracht, die gelernt haben, dass Entwicklungen in der wWB bei allen Hürden möglich sind – mit entsprechender Geduld und dem Wissen, dass es kaum schnelle Lösungen gibt. Dass sich Hochschulen aktuellen Begebenheiten und Nachfragen schnell und erfolgreich anpassen können, zeigt die gegenwärtige Covid-19-Pandemie. Das war nur möglich, weil in Bezug auf die Umstellung auf ein digitales Angebot der Lehre entsprechende Kompetenzen aus den OH-Projekten vorhanden waren. Und diese Kompetenzen haben die Projekte und die begleitenden Akteure des OH-Wettbewerbs durch ihre systematische und kreative, zuweilen auch hartnäckige, aber insgesamt hervorragende Arbeit im Zusammenspiel mit Ihren Kooperationspartnern möglich gemacht.
[1] Nickel, Sigrun; Schrand, Michaela & Thiele, Anna-Lena (2020). Übersicht der implementierten Angebote aus den Förderprojekten 2011–2020. Abgerufen von https://de.offene-hochschulen.de/themen/376-wissenschaftliche-weiterbildungsangebote
[2] Wissenschaftsrat [WR] 2019). Empfehlungen zu hochschulischer Weiterbildung als Teil des lebenslangen Lernens. Abgerufen von https://www.wissenschaftsrat.de/download/2019/7515-19.pdf
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02.11.2020 | Abschlusspublikation des NOH: „Das Netzwerk Offene Hochschulen nachhaltig gestalten. Ein Blick zurück – und in die Zukunft!“
02.11.2020 | Neue Ausgabe: eucen Studies eJournal of University Lifelong Learning Vol 4 No 1 (2020)