




Um (Studien-)Angebote wissenschaftlicher Weiterbildung (wWB) an den Hochschulen erfolgreich etablieren zu können, müssen die passenden Lehrenden für diese Aufgabe gefunden und im besten Fall sogar für ein längerfristiges Lehr-Engagement gewonnen werden. Um diese Lehrenden anschließend optimal in ihrer Tätigkeit unterstützen zu können und zu gewährleisten, dass die (Studien-)Angebote der wWB auch auf lange Sicht erfolgreich bestehen können, ist es wichtig zu wissen, mit wem genau man es zu tun hat. Es gab und gibt immer wieder viele Personen, die sich als Lehrende in der wWB engagieren. Wer ist das aber genau und wodurch zeichnet sich diese Gruppe aus? Inwiefern unterscheidet sich diese Gruppe von den Personen, die in grundständigen (Studien-)Angeboten lehren?
Diesen Fragen sind wir im Rahmen der Forschungsaktivitäten der wissenschaftlichen Begleitung an der Technischen Universität Dortmund nachgegangen, indem wir wWB-Lehrende befragt haben. Unsere Daten wurden durch zwei Erhebungen in der Zeit von April 2017 bis Dezember 2018 gewonnen. Außerdem haben wir unterschiedliche Wege genutzt, um möglichst viele wWB-Lehrende befragen zu können. Innerhalb der ersten Erhebung im Jahre 2017 wurden die wWB-Lehrenden aus den Projekten des Bund-Länder-Wettbewerbs „Aufstieg durch Bildung: Offene Hochschulen“ befragt. Für die zweite Erhebung, die im Jahr 2018 stattfand, wurde zunächst ein E-Mail-Verteiler der Deutschen Gesellschaft für wissenschaftliche Weiterbildung und Fernstudium (DGWF) verwendet, über den die DGWF-Mitglieder kontaktiert wurden. Anschließend wurde ein selbst recherchierter E-Mail Verteiler aller Studiengangsleiter*innen in der wWB an staatlichen Hochschulen im Jahr 2018 genutzt. Insgesamt konnten 549 Lehrende der wWB befragt werden, die somit zusammen unser Sample bilden. Wir haben bisher leider keine Daten über die Grundgesamtheit aller wWB-Lehrenden, außerdem stellt unser Sample keine echte Zufallsauswahl aus der Grundgesamtheit dar, sodass wir keine belastbaren Aussagen über die Repräsentativität machen können. Aufgrund der Größe des Samples vermuten wir jedoch, dass systematische Verzerrungen ausgeschlossen sind.
Zur Charakterisierung der wWB-Lehrenden haben wir unser Sample zunächst einmal beschrieben und dabei die Kategorien Alter, Geschlecht und Fachrichtung sowie Anstellungsverhältnis und Hochschulart betrachtet. Dadurch konnten wir erste Erkenntnisse darüber gewinnen, was die Gruppe der Befragten auszeichnet. Um ein noch besseres Verständnis erlangen zu können, haben wir anschließend einen Vergleich zwischen unserem Sample und den Lehrenden der grundständigen Lehre angestellt. Zusätzlich zu den Daten aus unserer Befragung haben wir daher Daten verwendet, die durch das Statistische Bundesamt (destatis) bereitgestellt werden. Genauer handelt es sich dabei um Daten, die das Personal an Hochschulen im Jahr 2017 abbilden.[1] Es wird hier das wissenschaftliche Personal aufgeführt, das aus Haushaltsmitteln der Hochschulen bezahlt wird und das dementsprechend grundständige Lehre durchführen muss. Diese Personen bilden unsere Grundgesamtheit der grundständig Lehrenden, mit denen unser Sample verglichen wurde. Die Ergebnisse des Vergleichs beider Gruppen werden im Folgenden dargestellt.
Tabelle 1: Vergleich Sample und grundständige Lehre (Quelle: eigene Darstellung)
Mit einem Anteil von 38,9 Prozent arbeiten zudem 4,2 Prozent mehr Frauen in der grundständigen Lehre als in unserem Sample (34,7 Prozent).
Ein Vergleich der beiden Gruppen in Bezug auf die Fachzugehörigkeit verdeutlicht, dass die Lehrenden unseres Samples in anderen Fächern lehren als die grundständig Lehrenden. In der wWB-Lehre unseres Samples liegt der Schwerpunkt auf den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, gefolgt von den Ingenieurwissenschaften und den Geisteswissenschaften. In der grundständigen Lehre wird vor allem in der Humanmedizin und den Gesundheitswissenschaften sowie ebenfalls in den Ingenieurwissenschaften und darüber hinaus auch in der Mathematik und den Naturwissenschaften gelehrt.
Die Ergebnisse unserer Untersuchung zeigen, dass zudem eine Differenz bezüglich des Anstellungsverhältnisses besteht. Während die wWB-Lehrenden unseres Samples an erster Stelle Professor*innen (42,3 Prozent) und erst an dritter Stelle Wissenschaftliche Mitarbeiter*innen (17,2 Prozent) sind, sind es in der grundständigen Lehre mit einem deutlichen Abstand die Wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen (75,37 Prozent), die die Hauptlast der Lehre tragen. Die Professor*innen folgen erst mit einem deutlichen Abstand und einem Anteil von 19,07 Prozent.
Während die Befragten unseres Samples zum überwiegenden Teil an Fachhochschulen (55,47 Prozent) beschäftigt sind, sind die grundständig Lehrenden unserer Vergleichsgruppe mit 82,57 Prozent überwiegend an Universitäten beschäftigt.
Bezüglich der Frage, was es für Personen sind, die in der wWB lehren, lassen sich durch unsere Ergebnisse nun die folgenden Erkenntnisse zusammenfassen:
Die durch die Erhebung gewonnenen Erkenntnisse können nun dafür genutzt werden, die Interaktion mit wWB-Lehrenden in der Hochschulpraxis zu erleichtern. Dies bezieht sich sowohl auf die Gewinnung der Lehrenden als auch darauf, sie für ein längerfristiges Engagement im Bereich der wWB an die Hochschule zu binden, indem sie optimal in ihrer Tätigkeit unterstützt werden können. Die folgenden Ideen können als Denkanstöße dienen:
Weiterführende und ganz praktische Empfehlungen zur Interaktion mit wWB-Lehrenden in der Hochschulpraxis lassen sich in der Handreichung „Strategien der Motivierung und Rekrutierung von Lehrenden in der wissenschaftlichen Weiterbildung“ finden, die von der wissenschaftlichen Begleitung herausgegeben wurde. Eine Hilfe zur Identifizierung der aktuellen Lehrmotivation von wWB-Lehrenden an der eigenen Hochschule bietet das „Analyse-Tool für die Lehrmotivation in der wissenschaftlichen Weiterbildung“, das ebenfalls von der wissenschaftlichen Begleitung entwickelt wurde.
Ronja Vorberg
Mitarbeiterin der wissenschaftlichen Begleitung
TU Dortmund | Zentrum für HochschulBildung
E-Mail: ronja.vorberg@tu-dortmund.de
Prof. Dr. Uwe Wilkesmann
Mitglied im Leitungsteam der wissenschaftlichen Begleitung
TU Dortmund | Zentrum für HochschulBildung
E-Mail: uwe.wilkesmann@tu-dortmund.de
Wissenschaftliche Begleitung des Bund-Länder-Wettbewerbs „Aufstieg durch Bildung: offene Hochschulen“ (2020). Analyse-Tool für die Lehrmotivation in der wissenschaftlichen Weiterbildung. Abgerufen von https://de.offene-hochschulen.uni-oldenburg.de/themen/analyse-tool-lehrmotivation
Statistisches Bundesamt (destatis) (2017). Personal an Hochschulen 2017, Fachserie 11, Reihe 4.4. Abgerufen von https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bildung-Forschung-Kultur/Hochschulen/Publikationen/Downloads-Hochschulen/personal-hochschulen-2110440177004.pdf?__blob=publicationFile
Wagner, Olga; Vorberg, Ronja; Schmitz, Ernestine & Wilkesmann, Uwe (2020). Strategien der Motivierung und Rekrutierung von Lehrenden in der wissenschaftlichen Weiterbildung. Handreichung der wissenschaftlichen Begleitung des Bund-Länder-Wettbewerbs "Aufstieg durch Bildung: offene Hochschulen". Abgerufen von http://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0111-pedocs-183189
24.11.2020 | Redaktionelle Betreuung der WB-Website endet – Inhalte bleiben auch nach Ende des Bund-Länder-Wettbewerbs öffentlich
02.11.2020 | Abschlusspublikation des NOH: „Das Netzwerk Offene Hochschulen nachhaltig gestalten. Ein Blick zurück – und in die Zukunft!“
02.11.2020 | Neue Ausgabe: eucen Studies eJournal of University Lifelong Learning Vol 4 No 1 (2020)